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Unsere Zeit in der Bretagne neigte sich
nach knapp zwei Wochen dem Ende entgegen. Für das letzte
Wochenende verließen wir unsere Ferienwohnung in Dinard in
Richtung Süden und planten für die erste Hälfte des Samstags
eine Sightseeing-Tour durch die Hauptstadt der Bretagne, Rennes.
Trotz einiger unnötig schmuddeligen Ecken gab es hier mehr zu
sehen als wir anfangs dachten. Auch dank des größtenteils
sommerlichen Wetters hinterließ die Stadt einen guten Eindruck
bei uns. Am frühen Nachmittag zog es uns dann weiter zu unserem
letzten größeren Stopp. Dafür verließen wir die Bretagne, obwohl
sich auch die sechstgrößte Stadt Frankreichs, Nantes, historisch
der Region zugehörig fühlt. Daher bezeichnet man das
Erstliga-Duell zwischen dem FC Nantes und Stade Rennais auch als
„Derby de la Bretagne“. Die ganze Vorgeschichte macht natürlich
nur Sinn, da genau diese Paarung um 17 Uhr im Stade de la
Beaujoire in Nantes anstand. Ich mochte den Umstand, dass wir
tagsüber die Stadt der Gäste erkundeten, um diese am Abend beim
großen Konkurrenten spielen zu sehen.
Da wären wir jedoch auch schon beim ersten
Wermutstropfen. Voller Vorfreude näherte ich mich mit den
anderen Schlachtenbummlern dem WM-Stadion von 1998, das für das
Turnier letztmals umfassend renoviert wurde. Auf meinem Platz
angekommen blickte ich mich um, sah eine gut aufgelegte und
prall gefüllte Heimkurve und einen verwaisten Gästeblock.
Scheinbar war das bretonische Derby eine der Partien, für die
der Verband, die Stadt, die Sicherheitsbehörden oder wer auch
immer ein Gästeverbot durchsetzen konnten. Armes Frankreich. Ein
Derby ohne Gästefans ist kein Derby. Man kann sich sogar darüber
unterhalten, ob es überhaupt ein professionelles Fußballspiel
unter ernstzunehmenden Bedingungen war. Ich war jedoch wohl der
einzige, den das störte. Der gelb-grüne Anhang unterstützte sein
Team lautstark, pfiff die Mannen aus Rennes aus und bewarf sie
bei jedem Eckball mit allerhand Material. Ich fand das ganze
Schauspiel irgendwie suspekt und probierte mich trotzdem aufs
Geschehen auf dem Rasen und drumherum einzulassen.
Immerhin gab der Schlagabtausch einiges
her. Hätte es einen Gästemob vor Ort gegeben, hätte dieser früh
viel Grund zur Freude gehabt. Ohne große Gegenwehr erspielte
sich Rennes eine 2:0-Pausenführung in der Fremde. Der Ärger beim
heimischen Anhang machte die Zuschauer im Block vor mir dann zu
armseligen Denunzianten. Scheinbar hat sich der ein oder andere
Fan aus Rennes im Online-verkauf ein Ticket besorgt. Ich hatte
das ja auch geschafft. Einige Reihen unter mir wurde sich dann
etwas zu doll über das zweite Tor gefreut. Der halbe Block
gestikulierte nun wild in Richtung der Ordner, was auch die Cops
auf den Plan rief. Wenig später wurde ein mittelalter Mann
seines Platzes verwiesen. Immerhin musste der Verfolgte nicht
miterleben, wie sein Team in der zweiten Halbzeit die Führung
verspielte. Nun spielte nämlich nur noch die Heimelf und setzte
sich im Strafraum des Rivalen fest. Der Anschlusstreffer war ein
echter Kraftakt, bei dem der Ball mit viel Krampf seinen Weg in
die Maschen fand (64.). Die Nachspielzeit hatte es dann in sich.
Kurz nach Ablauf der regulären Spielzeit verschoss Nantes‘
Abline einen Elfmeter. Den Ausgleich besorgte El-Arabi in der
allerletzten Sekunde und brachte die Hütte doch noch zum Beben.
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