|
Als wir uns im vergangenen Jahr Gedanken
über unseren ersten Auslandsurlaub mit Kind gemacht haben, war
die Verfügbarkeit von Fußballspielen nicht das Hauptaugenmerk.
Es sollte ins Ausland gehen, in eine uns noch nicht bekannte
Gegend und die Autofahrt sollte halbwegs machbar sein. So fuhren
wir vor einer Woche in einem stolzen elfstündigen Ritt in
Frankreichs Wilden Westen – die Bretagne. Zuvor hatte ich mich
natürlich auch mit den fußballerischen Gegebenheiten
auseinandergesetzt. Und siehe da, die Bretagne steht nicht nur
für malerische Orte, riesige Hortensien, raue Klippen und schöne
Strände. Sie ist auch die einzige Region Frankreichs, die mit
Rennes, Lorient und Brest derzeit drei Erstligisten beherbergt.
Immerhin bescherte mir der Ligue 1-Spielplan die Möglichkeit ein
Spiel in Brest zu besuchen. Das Stade Francis Le-Blé ist
zugleich das westlichste und mit 16.000 Plätzen kleinste Stadion
des französischen Oberhauses. Für meine Partie gastierte der
Aufsteiger Paris FC bei Stade Brestois.
Nach einem Sightseeing-Tag in Brest ruhte
sich unsere kleine Familie ein wenig in der Ferienwohnung aus,
ehe es für die Frauen in den Botanischen Garten und für mich ins
Stadion ging. Auf dem nur zehnminütigen Fußweg begleitete mich
der typische bretonische Nieselregen, der den Charakter der
rauen Hafenstadt auch Seitens des Wetters passend begleitete.
Hier passte auch das arg in die Jahre gekommene Stadion gut ins
Bild. Vier verschiedene Tribünen, von denen zwei ihre Existenz
der Stahlrohr-Bauweise zu
verdanken haben. So auch die extrem flache, aber immerhin
überdachte Gegengerade in deren vierter Reihe ich Platz nahm.
Vor dem Anpfiff durfte ich mich bereits ein wenig wundern. Die
unter anderem von Red Bull gepushten Gäste liefen unter Applaus
des heimischen Anhangs zum Erwärmen ein. Zudem machte sich
Ex-Nationaltorwart und Erneut-Pariser Kevin Trapp nur als
Ersatztorwart warm. Ebenso irritierte mich die teils ziemlich
heftige Flammenshow rund um das Vorlesen der
Mannschaftsaufstellung und zum späteren Einlaufen der Teams.
Zu wenig Feuer konnte man den Hausherren
nach diesem Flammeninferno nicht vorwerfen. Stade Brestois hatte
deutlich mehr vom Spiel und beackerte des Gegners Hälfte
unnachgiebig. Dabei zeigte der Pariser Schlussmann Nkambadio
einige Male, warum er Kevin Trapp nicht fürchten muss. Böse
Zungen behaupten sowieso, dass Trapp sich erneut in Paris
platziert hat um seiner Partnerin im Modebusiness nachzueifern.
Es sei ihm gegönnt. Trapps Teamkollegen stellten indes den
Spielverlauf mit zwei frühen Toren (14. und 34.)
auf den Kopf und
offenbarten eklatante Schwächen in der bretonischen Abwehr.
Sobald es schnell nach vorne ging, brannte es bei den Gastgebern
lichterloh. Da war es wieder, das Feuer. Zum zweiten Durchgang
probierte der Brester Anhang mit einigen Fackeln sein Team
anzufeuern. Nach der folgerichtigen Spielunterbrechung reagierte
die Heimelf prompt, bekam einen Strafstoß zugesprochen und
erzielte vom Punkt den mehr als verdienten Anschlusstreffer
(52.). Über vierzig verbleibende Spielminuten, davon die letzten
zehn in Überzahl, reichten jedoch nicht, um den Ausgleich zu
erzielen. So viel Spaß das rassige Spiel auch machte, ich freute
mich auf unsere warme und trockene Unterkunft und ließ das
runtergerockte Stadion sowie das Schmuddelwetter hinter mir.
Fotos Sightseeing
|
|